Dienstag, 6. Februar 2007

Das Leben der anderen

"1984 steht vor allem die Künstlerszene unter Beobachtung der Stasi. Ein ganz scharfer Hund ist Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler. Doch das übliche Spiel entgleitet dem sonst so gefühlsmäßig imprägnierten Mann. - Ein menschliches Drama mit politischem Hintergrund aus jüngster Deutscher Geschichte: Bewegend und brisant"

So lautete die Kurz-Beschreibung, die ich vor etwa einem halben Jahr in unsere Kino-Programme schrieb. Und ich weiß noch, daß ich mir damals beim Schreiben dachte: 'Wen interessiert das eigentlich 17 Jahre nach der Wende noch?'

Da ist also dieser Stasi-Hauptmann, ein Fachmann auf dem Gebiet der Bespitzelung und des Verhörs. Und der wird auf einen Literaten angesetzt. Er empfindet immer mehr Sympathien für den Autor und dessen Freundin (eine Schauspielerin) und rettet ihn letztendlich...

Sehr gute schauspielerische Leistung (vor allem Ulrich Mühe erinnert mich stellenweise verblüffend an Kevin Spacey), dramaturgisch gut in Szene gesetzt. Und die Zustände in der ehemaligen DDR sehr realistisch dargestellt. - Sollte man sich als "Geschichtsunterricht" auf jeden Fall mal ansehen. Ansonsten leider einige Jahre zu spät, wie ich finde. Und die Story selbst gibt nun mal nicht viel her. Den ganzen Tag auf dem Dachboden sitzen und andere belauschen, ist halt nicht sehr aufregend. Gerade den Anfang empfand ich eher als langweilig und habe nach 10 Minuten schon nachgeschaut, wie lange es noch dauert bis zum Ende (habe wohl in letzter Zeit auch zuviel Action und Horror gesehen, so daß ich mich erst langsam wieder an solche "stillen" Filme gewöhnen muß). Doch die langsame Wandlung des anfangs regimetreuen Stasi-Offiziers ist es wert, sich den Film bis zum Ende anzusehen.

Bin allerdings erstaunt, daß er als deutscher Beitrag für den Oscar nominiert ist. Nicht, daß er es nicht wert wäre. Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß die Amis allzu viel damit anfangen können. Die meisten US-Bürger haben ja schon Mühe, Deutschland überhaupt auf der Landkarte zu finden, geschweige denn den Unterschied zwischen ehemaliger DDR und BRD zu kennen. Von "Stasi" haben die wahrscheinlich noch nie was gehört. Und die ganzen Abkürzungen, die in der DDR so beliebt waren, haben ja sogar schon mir als "Wessi" Schwierigkeiten bereitet... - Aber wer weiß? Vielleicht kriegt der Film ja gerade deshalb den Oscar, weil die Amis ihn überhaupt nicht kapieren?


Nachtrag: Tja, war wohl tatsächlich so. Gratuliere zum Oscar!


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