Dienstag, 3. April 2007

The Devil's Rejects

Tja, da ist sie wieder, die Rob Zombies Familie Firefly. Oder zumindest das, was von ihr übrig blieb. Nachdem nicht nur die 5 Filmfreunde behauptet haben, daß der zweite Teil besser wäre als der erste, waren meine Erwartungen groß. Ich sollte langsam begreifen: Jimmy, für Dich gilt grundsätzlich das Gegenteil von dem, was die F5 (oder zumindest der Batz) schreiben! (Und trotzdem lese ich dort immer wieder gern.)

Was im ersten Teil noch genußvoller Wahnsinn war, verkommt im zweiten Teil zu einem Road(Killer)movie; "Natural Born Killers", "Kalifornia" oder meinetwegen auch die erste Hälfte von "From Dusk till Dawn" lassen grüßen. Also nicht so originell, eher alt Hergebrachtes. Wobei die Fireflys noch nicht mal sonderlich produktiv sind; naja, sie sind ja auch nur noch zu dritt: Denn zu Beginn der Films entdeckt endlich mal (Monate später... Ja, klar!) die Polizei (Sheriff Wydells Bruder, der auch zufällig Sheriff ist. Hä?) die Psychofarm: Die Mutter kann festgenommen werden (nicht mehr Karen Black als nymphomanische Mami, fällt aber kaum auf.). Opi fällt ganz weg (ohne Erklärung. - Dennis Fimple ist schon während der Dreharbeiten zum "Haus der..." gestorben, soviel ich weiß). Tiny kann sich verdünnisieren, was bei seiner Körpergröße sicher nicht leicht gefallen ist. Und Rufus wird trotz extrem effektiver Ofenteile-Rüstung schließlich doch erschossen (warum trägt die Polizei sowas nicht, wenn das scheinbar wirkungsvoller ist als kugelsichere Westen?). - Bleiben letztlich nur noch Baby und Otis, der jetzt leider nicht mehr so schön riff-raffig aussieht wie im ersten Teil. Dafür stößt aber dann auf der Flucht noch Captain Spaulding zu den beiden, denn wie sich nun aufklärt (oder habe ich das im 1. Teil nicht mitbekommen?), ist er ihr Daddy.

Fragt sich eigentlich keiner, warum die Polizei so lange gebraucht hat, um die Familie Firefly zu entdecken? Fragt sich auch keiner, warum die nur 75 Leichen finden, wo's doch im ersten Teil mindestens nach den versprochenen 1000 Leichen aussah? Fragt sich keiner, warum die Polizei ERST ballert (bzw. sich niederballern läßt) und DANN mit Tränengas wirft? Fragt sich keiner, warum ein Fall von diesem Ausmaß einem Provinzpolizisten überlassen wird, statt wie üblich dem FBI zu unterstehen? Fragt sich keiner, warum das Haus trotz Untersuchung durch die Polizei immer noch so heimelig aussieht wie zuvor, nur eben verlassen? (Als alter CSI-Gucker würde ich davon ausgehen, daß die sicher monatelang mit der Spurensicherung beschäftigt sein müßten) Fragt sich keiner, wie bei der Durchsuchung der 2,29 m große Tiny unentdeckt bleiben konnte? Und fragt sich schließlich keiner, wie ein grotesk geschminkter Clown stundenlang über amerikanische Straßen fahren kann, ohne daß es auch nur irgendjemandem auffällt?

Ihr seht schon, was das Problem ist: Im Gegensatz zu "Haus der 1000 Leichen" will dieser Film ernst genommen werden. Und das macht ihn in meinen Augen schlechter. War der erste Teil noch skuril und voll schwarzem Humor, wird's hier nur noch banales Brutalo Roadrunner-Killer-Kino, mit all den Schwächen und Logikfehlern, die solch einem Film unterlaufen können. Weitere Beispiele gefällig? -> Warum schießt die dumme Kuh im Motel nicht sofort auf Baby, als sie die Waffe in die Finger bekommt? (Daß keine Patronen drin sind, weiß sie ja nicht) Und warum schlägt der Kotzbrocken dem Otis nicht gleich den Schädel mit der Latte ein, als er ihn schon mal am Boden hat, sondern versucht stattdessen, des Revolvers habhaft zu werden? Hallo? Die sind zu zweit und werden nicht mit dem fertig? Wo ist das Adrenalin, daß sich unter Todesgefahr wohlig im Körper verteilt? Und warum reißt sich die andere Dumpfbacke nicht die Kotzbrockenmaske vom Gesicht, als sie endlich befreit wird, sondern rennt stattdessen laut kreischend und furchteinflößend vor den nächstbesten 40-Tonner? (Lustiger hätte ich's ja gefunden, wenn die Putzfrau sie in Panik platt gemacht hätte...)

Das wäre alles viel leichter zu verkraften gewesen, wenn die durchgedrehte Familie Firefly, die einem im ersten Teil so richtig ans Herz gewachsen ist, hier nicht entmystifiziert worden wäre. Und im Gegensatz zu anderen Reviewern reiften in mir diesmal eher Sympathien für den Sheriff oder sagen wir besser: Für dessen erwachten Sadismus. Aber warum läßt er sich am Schluß so viel Zeit? Das ist nur bei James-Bond-Filmen zulässig! Er hätte seinem Sadismus ja auch etwas ausgiebiger fröhnen können, ohne daß man gleich weiß: Oje, da kommt noch was! Zumindest die Nägel waren in dieser Hinsicht schon ein guter Anfang. Aber dennoch will man ihm ständig zurufen: "Mensch, mach hinne!"

Und so funktioniert für mich auch der Showdown a la "Bonnie & Clyde", "Thelma & Louise" & Co. einfach nicht, weil ich die Sympathien für die Familie Firefly längst verloren hatte.

Das Label "Horror" vergebe ich nur unter Vorbehalt. Eher in Richtung Gangster-on-the-Run-Movie. Trotz aller Schwächen für Genre-Liebhaber aber sehenswert. Und deshalb immerhin noch fünf erschossene Polizisten:








Keine Kommentare: