Mittwoch, 28. Februar 2007

Hannibal Rising - Wie alles begann

Gehen wir erstmal 15 Jahre zurück: Anscheinend waren die Maus und ich die einzigen Menschen, die die Verfilmung von "Das Schweigen der Lämmer" eher furchtbar fanden. Um uns herum waren alle so begeistert, aber als wir dann selbst im Kino saßen, waren wir einfach nur entsetzt:
Anthony Hopkins wirkte als Hannibal Lecter schon gleich von Anfang an wie ein psychopathischer Killer. - So wirkt er im Buch überhaupt nicht. Und genau das ist ja das Faszinierende und Gefährliche an ihm, daß er eigentlich ein sehr höflicher, gebildeter Mensch ist... der seine Morde ebenso höflich, raffiniert und durchdacht ausführt. Er ist eben kein Monster, wie er im Film oft dargestellt und genannt wird. Eher ein intellektueller, niveauvoller, kultivierter Mensch, mit dem man sicher gern ein unterhaltsames Abendessen verbringen würde. (Wobei man allerdings auf die Speisekarte achten sollte...)
Clarice Starling ist im Buch sehr gefaßt und nicht durchschaubar. Sehr reif für ihr Alter und beinahe eiskalt. Aber das ist alles nur Fassade, die Hannibal Lecter - der die Seelenverwandtschaft erkennt - als einziger durchschaut. Jodie Foster dagegen wirkte die ganze Zeit verängstigt und winselte in der deutschen Synchronisation mit Piepsstimme vor sich hin (im englischen Original ist's immerhin besser).
Die Hintergrund-Geschichte um Jack Crawford wurde gleich ganz unter den Tisch fallen gelassen, aber das ist noch verzeihlich.
Als dann aber die Stelle kam, an der die kleine Clarice angeblich ein Lamm statt eines blinden Pferdes (wie im Buch) vor der Schlachtbank zu retten versuchte, hätten wir beinahe den Kinosaal verlassen.
Jener Film per se hatte als Thriller sicherlich seine Lobeshymnen verdient. Als Literatur-Verfilmung dagegen eher eine Katastrophe (wie fast alle). Das Dumme an Literatur-Verfilmungen: Wenn man hinterher (nochmal) das Buch liest, hat man automatisch die Figuren so in seiner Vorstellung, wie man sie im Film gesehen hat.

Bei "Hannibal" dagegen konnten die Figuren schon eher der Romanvorlage entsprechen: Wieder Anthony Hopkins, aber diesmal sehr kultiviert, freundlich, höflich und eiskalt. Und diesmal Julianne Moore weitaus näher an der Figur der Clarice Starling als (die ansonsten von mir hoch geschätzte) Jodie Foster. Am Ende des Romans begibt sich übrigens Lecter gemeinsam mit seiner Seelenverwandten Starling auf Weltreise; er hat seine Schwester wieder gefunden...

Tja, und nun dieses Prequel... - Wer erwartet, nun psychologische Einblicke in Hannileins Hannibals Verhalten zu erhaschen, wird größtenteils enttäuscht. Auch die Erziehung durch seine weltmännische Tante, die den intelligenten Jungen zu dem hochgebildeten und niveauvollen Genie machte, wird nur angedeutet. Gaspard Ulliel als jugendlicher Hannibal wirkt für seine jungen Jahre zwar schon sehr charismatisch, aber man sieht ihm - ebenso wie Anthony Hopkins - den Psychopathen, das "Monster" gleich auf den ersten Blick an. (Nochmal: Das ist in den Büchern nicht der Fall. Und gerade das macht ihn so gefährlich!)
Im Prinzip reduziert sich der Film auf "Ein Mann sieht rot", einen Rache-Feldzug, der jegliches Genie vermissen läßt. Und die Bösewichte werden so gut wie gar nicht charakterisiert, sind dadurch austauschbar.
Nur eines wurde übernommen: Hannibals Handlungen sind immer Reaktion, nie Aktion. Quid pro quo.

Man kann ihn sich mal anschauen als Vorbereitung auf den fünften Film, der vermutlich noch kommen wird. Aber ein zweites Mal braucht man ihn sich nicht unbedingt anzusehen...

Und jetzt hab' ich Hunger... Also, fünf Filet Mignon, bitte!

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