Donnerstag, 18. Januar 2007

Tango (Carlos Saura)

Von Kritikern größtenteils gelobt, von der breiten Masse (wie ich in den Rezensionen von Amango und Amazon lesen konnte) als furchtbar schlecht hingestellt. --- Ich verstehe beide!

Wer nur einen unterhaltsamen Tanzfilm sehen will, sollte einfach die Finger davon (und von anderen Saura-Filmen) lassen. Wer nichts über die Geschichte Argentiniens weiß (Sturz Perons, militärische Unruhen in den 70ern - dazu Parallelen zum spanischen Franco-Regime), versteht schon einen Teil der Handlung nicht. - Wobei das noch zu verschmerzen wäre. - Wer nicht mit der Geschichte des argentinischen Tangos wenigstens ansatzweise vertraut ist, wird die Tanzszenen auch nicht unbedingt verstehen.
Wer aber den Unterschied zwischen einer gut gefilmten und einer schlecht gefilmten Tanz-Szene erkennt (und als ehemaliger Tanz-Fotograf kann Saura das unbestreitbar!!!), wer den argentinischen Tango mag, und wer dazu noch die künstlerischen Kulissen und hervorragende Beleuchtung zu schätzen weiß, der wird an diesem Film seine Freude haben.

Die Handlung? - Ein Regisseur soll eine Tango-Bühnenshow/Theaterstück auf die Beine stellen. Eine der Hauptrollen ist seine Ex-Frau, die jetzt mit dem Haupttänzer verbandelt ist; die andere weibliche Hauptrolle wird seine neue Freundin, die aber von ihrem Ex - einem Mafioso und dem Geldgeber des Stücks - nicht gehen gelassen wird.
Erzählung, Handlung und Inszenierung vermischen sich dabei immer wieder, so daß Realität und getanzte Fiktion nahtlos ineinander übergehen. Wie in den Spiegeln auf der Bühne reflektieren die Tanzszenen die Gefühle und Empfindungen der Figuren - und umgekehrt.

Wegen der Choreographie, Fotographie, Kulisse und Beleuchtung hätte ich den Film gern im Kino gesehen. Andererseits hat die DVD den Vorteil, daß man zu den liebsten Stellen vor und zurück springen kann.

Die Tanzszenen selbst werden nie langweilig. Zum einen wegen der 1000 Unterarten des Tangos (anfangs mehr Tango de Salon bis zum Tango de Fantasia), zum anderen wegen der Konstellationen: alter Maestro/ junge Dame, ältere Diva / Nachwuchstänzer, Frau/Frau, Mann/Mann, usw.

Kein Film für die breite Masse. Aber für poetische Stunden und poetische Seelen...



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